Aus unserer Reihe: Reihe 'Fortschritte der Gemeindepsychologie und Gesundheitsförderung'

Lenz, Albert (Hrsg.)

Empowerment

Handbuch für die ressourcenorientierte Praxis

2011 , 456 Seiten

ISBN 978-3-87159-622-3

38.00 Euro

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„Das Handbuch zeichnet sich durch eine hohe theoretische und methodische Dichte aus und
gibt durch die vielen Fallbeispiele einen sehr guten Einblick in die praktische Umsetzung
des Empowermentkonzepts. Auf diese Weise gelingt es dem Gesamtwerk, ein bislang in weiten
Teilen unklares Konzept zu konkretisieren und (praktisch) nachvollziehbar zu machen.“
(Jillian Werner, Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 7/12)

"Die Essenz also vorweg: das ist ein Sammelband, der seinen leicht zugänglichen Platz finden
sollte in Ihrer Bibliothek, sei es in Ihrer Beratungsstelle, in der Klinik oder der privaten
systemischen Praxis, aber auch im Allgemeinen Sozialen Dienst des Jugendamts oder im
Regal Ihres Selbsthilfe-Treffpunkts."
(Thomas Lindner, Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 1/13)
 

Das Empowerment-Konzept beinhaltet eine konsequente Hinwendung zu den kompetenten und aktiv gestalterischen Seiten der Menschen. Weg vom einseitigen Blick auf ihre Defizite und ihre Hilfsbedürftigkeit stehen stattdessen ihre Ressourcen, Schutzfaktoren und Resilienzen im Mittelpunkt.

Was die Empowermentperspektive von anderen Ressourcenansätzen in der Psychologie und Psychotherapie unterscheidet ist:
- der Blick für die – wenn auch oftmals verschütteten – Stärken und Kräfte von Menschen in unterschiedlichen sozialen Kontexten und
- ein Modell der professionellen Hilfebeziehung, das durch einen kooperativen und partizipativen Prozess gekennzeichnet ist, in dem sich das Expertenwissen ständig in einem Dialog mit dem Wissen der Betroffenen befindet.

Der Mensch wird als handelndes Subjekt betrachtet, das zur Bearbeitung und Gestaltung seines Lebens sowie zur Aufrechterhaltung seiner Gesundheit und seines psychosozialen Wohlbefindens sowohl individuelle als auch soziale und kontextbezogene Ressourcen benötigt. Gleichzeitig werden drei Handlungsebenen miteinander verknüpft, die sonst meist getrennt voneinander behandelt werden: Individuum, soziales Netzwerk und soziales Umfeld.

Durch die Ressourcenaktivierung auf einer Ebene werden Synergieeffekte auf den jeweils anderen ausgelöst, was den Einsatz verschiedener Methoden und Strategien erforderlich macht. Die Empowermentarbeit greift dabei vor allem auf Methoden aus dem Repertoire der systemisch-lösungsorientierten Therapie, der narrativen Psychologie sowie auf gemeindepsychologisch orientierte Netzwerkinterventionen zurück, die in diesem Band alle praxisnah und ausführlich vorgestellt werden.


Über den Herausgeber

Prof. Dr. phil. Albert Lenz, Studium der Psychologie, Soziologie und Pädagogik an der Universität München, seit 1994 Professor für Klinische Psychologie und Sozialpsychologie an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Paderborn, Fachbereich Sozialwesen.


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Rezensionen:

„Das Handbuch gibt einen umfassenden Überblick über verschiedene Facetten von Empowerment in der psychosozialen Arbeit und ermöglicht Praktiker/innen, Studierenden und Wissenschaftler/innen verschiedener Disziplinen eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema. Neben theoretischen Grundlagen werden ausführlich Methoden, die Empowermentprozesse anregen und befördern sowie deren Umsetzung in einzelnen Praxisfeldern vorgestellt. Die Autor/innen verschiedener Wissenschafts- und Praxisbereiche setzen sich dabei auch sehr kritisch mit der Empowermentperspektive auseinander und zeigen neben Möglichkeiten dieses Handlungskonzepts (fachbereichspezifische) Grenzen auf.
Zu Beginn führt Lenz grundlegend in das Handlungskonzept Empowerment ein, während Straus und Höfer die Konzepte Salutogenese und Empowerment miteinander in Beziehung setzen. Beiden Konzepten liegt ein grundsätzliches Vertrauen in die Person, ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten zugrunde, wodurch sie einen Gegenpol zu defizitorientierten Theorie- und Handlungsansätzen bilden. Insbesondere im Empowermentansatz sind der Zugang und die Verfügbarkeit der Personen zu Ressourcen wichtige Voraussetzungen für Selbstentfaltung und Selbstbestimmung. Das gemeinsame Entdecken, Aktivieren und Nutzbarmachen von Ressourcen beschreibt Lenz als eine zentrale Aufgabe psychosozialer Arbeit.
Welche Bedeutung Wissensvermittlung und Partizipation haben, um Menschen zu befähigen und zu ermutigen, selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen, arbeitet Caspari bezogen auf „Shared Decision Making“ als gemeinsame Entscheidungsfindung im Kontext der Therapie von Brustkrebspatientinnen heraus. Demnach bedarf es einer veränderten Kommunikationskultur: von der Einwegkommunikation zum dialogischen Aushandlungsprozess. Voraussetzung dafür ist eine fördernde und begleitende Haltung der Expert/innen. Wissensvermittlung im Sinne von Psychoedukation diskutieren Brockmann und Lenz am Beispiel von Kindern und Jugendlichen psychisch kranker Eltern. Sie bezeichnen diese als Ressource, um belastende Alltagssituationen besser zu verstehen und zu bewältigen. Darauf Bezug nehmend klärt Sibum noch einmal detailliert den Begriff Psychoedukation, seine Entwicklungsgeschichte, mögliche Formen und Methoden.
Um Empowermentprozesse zu ermöglichen, können verschiedene Methoden und strategische Vorgehensweisen hilfreich sein. Unter systemischem Blickwinkel beschreibt Loth zunächst die gemeinsame Entwicklung Klinischer Kontrakte als einen Rahmen, Partizipation umzusetzen und Selbstbestimmung zu fördern. Sehr anschaulich stellt Tsirigotis durch einzelne Praxisbeispiele zudem Voraussetzungen und Möglichkeiten vor, um Empowerment in den Arbeitsalltag zu integrieren. Anhand von Beispielen aus der Beratungspraxis thematisiert Großmaß daran anschließend, welche Relevanz Freiwilligkeit für Beratung bzw. den Beratungsprozess hat und betont resümierend, dass Beratung nur dann eine Hilfe entsprechend des Empowermentkonzepts sein kann, wenn sie dem methodischen Postulat der Freiwilligkeit entspricht.
Unter dem Stichwort Ressourcenaktivierung widmet sich Lenz ausführlich personalen und sozialen Ressourcen, die für die Bewältigung alltäglicher Anforderungen bedeutend sind. Einzelne Methoden, um Ressourcen zu aktivieren und nutzbar zu machen, werden vorgestellt. Rothenberg demonstriert exemplarisch anhand eines Beratungsdienstes behinderter und chronisch kranker Studierender, wie Personen, die ähnliche Probleme bereits bewältigt haben, motivieren und damit zu Ressourcen werden können. Dass eine biografisch-narrative Gesprächsführung in der psychosozialen Beratungsarbeit Empowermentprozesse stärken kann, verdeutlichen Völzke und Hargens. Sie betonen, dass dafür das eigene professionelle Vorgehen immer wieder kritisch zu reflektieren ist.
Wie Empowermentprozesse in Krisensituationen gefördert werden können, zeigen Hanswille und Schürmann. Während Hanswille sich in seinem Beitrag auf die Möglichkeiten ressourcenorientierter Vorgehensweisen im Rahmen systemischer Traumatherapie konzentriert und sehr anschaulich konkrete ressourcenorientierte Interventionen darstellt, betont Schürmann, dass Krisenintervention sowohl entlasten und auffangen als auch Möglichkeit zur Selbstbestimmung und Partizipation geben muss. Entsprechend eines Zwei-Phasenmodells sind problemspezifische Interventionen und aktivierende Ressourcenarbeit miteinander zu verknüpfen.
Neben ausführlichen Informationen zu theoretischen und methodischen Grundlagen einer empowermentorientierten Arbeit gewährt das Handbuch zudem einen Einblick in verschiedene Praxisfelder. Zunächst stellen Vieten et al. ein Projekt vor, das sich zum Ziel gesetzt hat, systemische Therapie als standardisiertes Behandlungsverfahren in die stationäre Allgemeinpsychiatrie zu integrieren. Renz et al. präsentieren ein Beratungsprogramm, das Prozesse der Selbstermächtigung in der psychosozialen Behandlung depressiver Mütter fördern möchte. Wie Empowerment in der Arbeit mit Jungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie praktisch umgesetzt werden kann, macht Falke sichtbar. Für ihn ist eine empowermentbasierte Haltung Voraussetzung dafür, um ressourcen- und adressat/innenorientiert arbeiten zu können. Abschließend diskutiert Rahn noch einmal grundlegend das Empowermentkonzept für die psychosoziale Arbeit in der Psychiatrie.
Das Handbuch zeichnet sich durch eine hohe theoretische und methodische Dichte aus und gibt durch die vielen Fallbeispiele einen sehr guten Einblick in die praktische Umsetzung des Empowermentkonzepts. Auf diese Weise gelingt es dem Gesamtwerk, ein bislang in weiten Teilen unklares Konzept zu konkretisieren und (praktisch) nachvollziehbar zu machen. Sowohl für die weitere wissenschaftlich-theoretische Auseinandersetzung mit dem Ansatz als auch für seine Integration in den psychosozialen Arbeitsalltag gibt das Handbuch wesentliche Anregungen. Kritisch ist anzumerken, dass die Anordnung der einzelnen Artikel z. T. nicht verständlich ist und es an einigen Stellen leider zu inhaltlichen Wiederholungen kommt, die jedoch durch den Handbuchcharakter bedingt sind.“

Jillian Werner, Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 7/12






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