Wie bei der Psychotherapie mit Erwachsenen steht auch in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie die Frage nach der Überwindung der Therapieschulen und deren Aufgehen in einer „Allgemeinen Psychotherapie“ auf der Tagesordnung. Im Sinne einer effizienten Versorgung mit Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie ist es – auch wenn die Psychotherapierichtlinien von dieser Sichtweise noch meilenweit entfernt sind – unabdingbar, dass die als wirksam erwiesenen psychotherapeutischen Interventionen in eine allgemeine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie integriert werden sollten.
In diesem Band zeigen Experten verschiedener Therapierichtungen auf, welche Anteile ihres Ansatzes es verdienen, in eine allgemeine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie überführt zu werden.
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Rezensionen:
Die Psychotherapie mit Jugendlichen stellt an der Schnittstelle zwischen
Kinderpsychotherapie und Erwachsenenpsychotherapie häufig besondere Anforderungen an
den praktisch tätigen Therapeuten. Die Herausgeber dieses Buches greifen diese
Problematik sehr praxisrelevant auf.
Ein kurzer Abriss zur Jugendforschung bildet die Hinführung zur Thematik und begründet mit
den entwicklungspsychologischen und entwicklungspsychopathologischen Besonderheiten
dieser Altersspanne die Forderung nach einer expliziten Jugendlichenpsychotherapie.
Der weitere Verlauf des Buches ist in drei Teile, Theorie, Therapie und Fallberichte
gegliedert.
Im ersten Teil (Theorie) wird vom Autor Stefan Schmidtchen für eine eigenständige
Etablierung einer Jugendlichenpsychotherapie plädiert. Er begründet dies mit den vielfältigen
biologischen, sozialen und kognitiven Besonderheiten sowie der spezifischen
Entwicklungsaufgaben und Risikofaktoren in der Jugendzeit. Die Ausführungen münden in
allgemeine Leitlinien und Forschungsanforderungen zur Etablierung einer eigen ständigen
Jugendlichenpsychotherapie. In einem zweiten Theorieteil wird durch den Mitherausgeber
Michael Borg Laufs eine Adaptation des Selbstmanagementansatzes auf die
Jugendlichenpsychotherapie dargestellt.
Der zweite Teil des Buches widmet sich störungsspezifischen, aber auch
störungsübergreifenden Möglichkeiten verhaltenstherapeutisch orientierter Interventionen mit
Jugendlichen. In Diagnostik, ätiopathologischen Modellen und Behandlungsmethoden
werden Depressionen sowie Sozialphobien im Jugendalter durch den Mitherausgeber Hans-
Peter Michels dargestellt. Norbert Kienzle geht in seinem Beitrag zu psychotherapeutischen
Prinzipien und Vorgehensweisen in der Behandlung juveniler Psychoseerkrankter
differenziert auf Interventionsmöglichkeiten verschiedener Symptombereiche der
schizophrenen Psychosen ein. In stärkerem Maße störungsunspezifisch stellt Diana Will in
ihrem Beitrag auf der Basis einer Fragebogenerhebung die enorme psychosoziale Belastung
weiblicher Jugendlicher und junger Frauen in einer berufsvorbereitenden Maßnahme des
Arbeitsamtes vor. Therapeutische Umgangsmöglichkeiten in Gruppen- angeboten bei
Ängsten, depressiven Verhaltensweisen, (Auto-)Aggressivität und Substanzmissbrauch
werden überblicksartig dargestellt.
Eine Abrundung findet das Buch durch seinen dritten Teil (Fallberichte), der insbesondere
auch die Praxisrelevanz der Beiträge unterstreicht. Jeweils mit einer Einführung in den
Problembereich und nach den Richtlinien der verhaltenstherapeutischen Falldarstellung wird
die Therapie mit einem 13-jährigen Mädchen mit der Diagnose einer Anpassungsstörung, die
Therapie eines Jugendlichen mit Substanzmissbrauch und pathologischem Glücksspiel
sowie die Therapie eines Jungen mit einer Störung des Sozialverhaltens, auf den familiären
Rahmen beschränkt, dargestellt.
Das Buch stellt den ersten Band einer von den Herausgebern initiierten Reihe Psychologie
und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter (KiJu 1) dar. Es ist zu hoffen, dass in
weiteren Bänden die Möglichkeiten verhaltenstherapeutischer Interventionen in ähnlicher
Weise praxisrelevant und störungsspezifisch dargestellt werden. Hier wurde begonnen, ein
bisher weitgehend vernachlässigtes Gebiet der Kinder- und Jugendlichenverhaltenstherapie
zu beleuchten.
Dr. N. Beck
in: Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie 2/2003
Hans-Peter Michels und Michael Borg-Laufs liefern mit ihrem Buch «Schwierige Zeiten»
einen wichtigen Beitrag zur Konzeption einer eigenständigen, verhaltenstherapeutisch
orientierten Psychotherapie mit Jugendlichen. […]
Zusammenfassend kann das vorgestellte Buch als ein erster und wesentlicher Schritt auf
dem Weg zu einer eigenständigen Jugendlichentherapie betrachtet werden, die sich auch
abgrenzen muss von einer Therapie mit Kindern, deren soziale Umwelt und deren
Entwicklungsaufgaben sich deutlich von denen der Jugendlichen unterscheiden. Die Stärken
des Buches liegen zum einen in der gelungenen Verknüpfung von theoretischem Wissen
(z.B. entwicklungspsychologische Grundlagen, Störungsmodelle, Therapiekonzepte) und
praktischer Umsetzung dieses Wissens in therapeutisches Handeln. Zum anderen werden
dem Leser zahlreiche Anregungen für die Arbeit mit Jugendlichen gegeben, und zwar sowohl
in Form von allgemeinen Leitlinien als auch in Form von konkreten Interventionen und
Therapieprogrammen. […]
Katja Mackowiak, Köln / Anke Lengning
in: Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 1/2004, S. 68-69
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