Aus unserer Reihe: Allgemeines Programm |
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Greitemeyer, Dagmar |
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PaargeschichtenDie narrative Perspektive – Ein Lernbuch für Paare |
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2003 , 320 Seiten |
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ISBN 978-3-87159-043-6 |
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19.80 Euro |
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Wir erschaffen unsere Wirklichkeit – auch die unserer Beziehung. Wir erzeugen die Welt durch das, was wir miteinander tun und wie und worüber wir miteinander sprechen. Es ist eine große Kunst, glücklich als Paar zu leben. Das Buch regt Sie dazu an, diesen Reichtum kennen zu lernen bzw. zu vergrößern. Es lenkt Ihre Aufmerksamkeit auf die Unterschiede zwischen Mann und Frau und lädt Sie dazu ein, sie wahrzunehmen, aber auch die Gemeinsamkeiten zu erforschen. Es gibt keine von außen vorgegebenen Maßstäbe, was „richtig" ist – das gibt Ihnen die Freiheit, das für Sie Passende herauszufinden. Dazu werden als Anhaltspunkte Gesprächsthemen und Experimente vorgeschlagen. |
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Inhaltsverzeichnis als pdf-Download Leseprobe: I. Teil: LeitbilderDie narrative PerspektiveIn den letzten Jahren hat sich innerhalb der Familientherapie und der systemischen Sichtweise eine Richtung herausgebildet, die das Erzählen von Geschichten in den Mittelpunkt stellt. Es macht einen Unterschied, ob jemand sagt: „Das ist pathologisch und das sind Defizite“ oder „es wird darüber eine Geschichte erzählt von …“ Es ist aus verschiedenen Gründen nützlich, sich ein Problem als eine Geschichte vorzustellen. Die Metapher der Erzählung oder Geschichte bringt andere Sichtweisen hervor. Sie legen nicht so fest; suggerieren nicht, dass es sich um objektive Abweichungen („falsches“ Verhalten oder Erleben anstelle von „richtigem“) handeln würde, oder dass es Abbilder der Wirklichkeit wären, die vielleicht sogar von „Experten“ so herausgefunden wurden (Diagnose). Stattdessen lassen sie eher an einen Fluss denken, an subjektive Eindrücke, an andere Perspektiven. In einer Zeitung habe ich gelesen: „Bischof Gaillot verkündet keine Dogmen; er erzählt vom Glauben.“ Das drückt das Wesentliche aus.Es gibt in der Entwicklung der Familientherapie drei Landkarten, die alle anhand unterschiedlicher Metaphern beschrieben werden können:
Diagnostische Begriffe beschreiben nicht beobachtbares Verhalten. Wenn jemand z. B. sagt, dieser Mensch sei depressiv, so übersieht er, dass er keinen Zugang zum Bewusstseinszustand des Betreffenden hat, dass er ein Verhalten als dysfunktional etikettiert, weil er es in eine Reihe stellt von Bewertungen, die er selbst für funktional hält. Wenn er mit einem anderen darüber spricht, weiß er nicht, ob sie beide dasselbe meinen, wenn er das aber meint, schafft das einen falschen Anschein von Sicherheit. Die gleichen Aktionen, die gleichen Beschreibungen können sich auf verschiedene Dinge, zu verschiedenen Zeiten, mit verschiedenen Konsequenzen beziehen. Mit dem Umstieg auf die narrative Position werden die Ideen der objektiven Messung von Pathologie über Bord geworfen. Es wird vielmehr gefragt: Wie konstruieren wir erzählend unser Leben? „Dieses Konzept bevorzugt die Formulierung als Erzählung oder Diskurs“ (Hoffman, 1997, S. 231). Außerdem werden statt problembeladener Erzählungen neue hoffnungsvolle Erzählungen gesucht. Auf diese Weise gelingt die Befreiung von der Defizit- und Krankheitssprache, wie sie im medizinischen Gesundheitswesen üblich ist, gelingt. „Ein erzählerisches Verständnis berücksichtigt Glauben, Absichten sowie die erzählten Geschichten und Kontexte, die die Handlungen unterstützen, sie formen und ihnen Bedeutung verleihen. Als solches bietet narratives Verstehen die Möglichkeit des Verstehens, und was genauso wichtig ist, des Nichtverstehens des Handelns von Menschen“ (Anderson, 1997, S. 232). Es ist nützlich, multiple Wege der Beschreibung und des Verständnisses zu kennen und wahrzunehmen, wie unterschiedlich verschiedene Gruppen das beschreiben, was Menschen, Paare oder Familien tun. Deshalb sollen in diesem Buch auch viele Elemente oder Aspekte vorgestellt werden. Wir sind zu komplex, um in Kategorien zu passen. Wir können uns aber fragen: Welche Beschreibungen fügen der Qualität des Lebens etwas zu, welche nehmen etwas weg? Und wie sehen unsere wechselseitigen Entwicklungsprozesse aus (und nicht: zielgerichteten Veränderungsprozesse)? |
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Letzte Änderung:
05.11.2009
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